Die Tageszeitung „China Daily“ hat gestern ein Interview mit dem chinesischen Geschäftsmann Huang Nubo veröffentlicht. Nubo wollte in Nordisland ein grosses Stück Land kaufen, um dort ein Luxushotel einzurichten. Der Antrag auf Genehmigung dieses Landkaufs ist durch den isländischen Innenminister am letzten Freitag abgelehnt worden. Diese Entscheidung wird seitdem heftig in der isländischen Öffentlichkeit debattiert.
Im Interview beklagt sich Nubo darüber, das er gegen „unsichtbare Mauern“ gelaufen und er aufgrund seiner Herkunft benachteiligt worden sei. Er werde das Kapitel Island nun abschliessen und seine Investmentprojekte auf die USA und andere skandinavische Staaten wie Finnland oder Schweden beschränken. Der gesamte Artikel (englischsprachig) findet sich hier, wer sich für das Thema interessiert, sollte man reinschauen.
Unterdessen hat ein isländischer Blogger interessante Details zu Nubos Vergangenheit ausgegraben, die ihn doch in etwas anderem Licht erscheinen lassen. Zum einen handelt es sich dabei um sein Firmenimperium, welches recht groß ist. Wenn man aber genauere Informationen zu diesen Firmen sucht, scheinen viele davon keine wirklichen Geschäftstätigkeiten zu besitzen.
Dann portraitiert sich Nubo selber gerne als lesender Poet oder Schachspieler und pflegt ein Image als Philantrop. Den grössten Teil seiner Karriere hat er allerdings in der Propagandaabteilung der chinesischen KP gearbeitet, die für das Bild der KP in den chinesischen Medien verantwortlich ist. Ihre Mitglieder sind sorgfältig ausgewählt und erhalten neben intensiver politischer Indoktrination auch ein sorgfältiges Training in der PR. In den letzten Jahren haben einige Mitglieder der Partei im Privatsektor Geschäfte gemacht und sind dort aufgrund ihrer Vernetzung in der Partei und ihrer Erfahrungen sehr reich geworden – Nubo ist einer von ihnen. Den gesamten Blogeintrag (auf isländisch) findet man hier.
Wenn man ein wenig sucht, findet man noch weitere kritische Stimmen zu Nubos Geschäftstätigkeit. Nach Angaben der isländischen Journalistin Sigrún Davíðsdóttir hat Nubo bisher keinerlei Geschäftstätigkeiten ausserhalb China gehabt, die seine Fähigkeiten zur Durchführung entsprechender Pläne wie in Nordisland erkennen lassen. So beschränken sich seine Geschäftstätigkeiten in den USA bisher auf den Kauf eines Landstücks, auf dem eine Shopping Mall errichtet werden sollte – ein Plan der bisher aufgrund von Geldmangel in Folge der Finanzkrise bisher nicht ausgeführt wurde. Ein kurzer Beitrag von ihr zu dem Thema findet sich hier (englischsprachig) hier.
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Wow! Bin ich froh über die isländische Entscheidung! Ich habe der Sache sowieso kritisch gegenüber gestanden, aber bei diesen Hintergründen um so mehr. Danke für die Infos, ich kriege die Einzelheiten immer nur so halb mit.
Sehr interessant, hier einige Hintergrundinformationen zu erhalten. Danke fürs Recherchieren und Hut ab vor den Journalisten, die solchen Dingen auf den Grund gehen. Island ist einzigartig. Ich verstehe den Wunsch jedes Menschen, dieses Land kennenzulernen – dafür braucht es Infrastruktur, logisch. Trotzdem wünsche ich mir, dass Island auch ein Stück so einsam bleibt, wie es ist. Sanfter Tourismus wäre super.
Das sind ja höchst interessante Informationen, die Du hier zusammen gestellt hast.
Meine Erleichterung über die Entscheidung des isländischen Innenministers wird dadurch um so größer!!
Sagen wir mal, es sieht alles ein wenig komisch aus. Das mit dem Bedauern ist übrigens hierzulande gar nicht so stark – selbst die Regierung ist da ziemlich gespalten. Interessant finde ich übrigens, das hier ein Minister alleine entscheidet, nicht so mit Richtlinienkompetenz des Kanzlers wie in Deutschland.
Recht so!
Die Chinesen sollen ihr eigenes Land verschandeln! Das ist schon schlimm genug!
das ist alles schön und gut, aber das was viele in der bevölkerung kritisch sehen, und die regierung spaltet, ist die tatsache WIE die sache entschieden wurde… dass ein mann handeln kann nach dem motto: china??kaufen?? Nö!!. ohne sichjemals mit dem mann zusammengesetzt zu haben, und das ganze genauer betrachtet zu haben. vielleicht/wahrscheinlich war es eine gute sache dass der antrag abgelehnt wurde. das haette allerdings auf grund von konkreten gruenden geschehen sollen, und nicht einfach nur aus dem fakt heraus dass wir einem nicht-EU-bürger kein land verkaufen und damit basta…
In Island haben Einzelminister offenbar erheblich mehr Freiheiten, als das beispielsweise in Deutschland der Fall ist, das Stichwort mit der Richtlinienkompetenz des Kanzlers hatte ich ja schon erwähnt. Und er ist nicht der einzige – der Fischereiminister ist ja im Moment auch etwas unter Beschuß. Dazu aber später mehr.
Ich halte die Art der Entscheidung auch für ziemlich unglücklich. Aber so ists nunmal passiert.